Riepenwand, „Fliegerbandl“ (VI-)

Seit ich zum ersten Mal die mächtige NW-Wand der Riepenwand gesehen habe, wollte ich das legendäre „Fliegerbandl“ klettern. Da wir uns heuer recht fit fühlen, entschieden wir uns den Klassiker gleich zum Saisonauftakt anzugehen.

Bereits beim Zustieg erkannten wir, dass die Wand vom Regen der letzten Tage noch nicht ganz trocken war. Dennoch stiegen wir voll motiviert ein. Die erste Seillänge führt auf das nächsthöhere Band und auf diesem nach rechts bis zu einem Riss. Hier lässt sich der Standplatz mit einem großen Friend (Gr. 4) gut aufbessern. In der 2. Seillänge befindet sich gleich die Schlüsselstelle. Im Trockenzustand schöne steile Kletterei mit relativ festem Fels, in fetznassem Zustand gar nicht so einfach. Christoph meisterte die Stelle jedoch bravourös.

Die nächste Länge bin ich vorgestiegen. Auf den ersten 15 Metern gibt es keine Zwischensicherung, dafür ist es relativ leicht. Anschließend bin ich nicht wie bei der Originalroute nach links ausgeholt, sondern 10 Meter nach rechts gequert und hier direkt auf das nächste Band hoch. (2 Haken). Der nächste Stand befindet sich am Beginn des „Fliegerbandls“. Hier stecken 2 recht gute Normalhaken, zusätzlich konnte ich noch 2 Friends platzieren.

In der Führerliteratur wird geraten, das Fliegerbandl möglichst tief anzugehen. Deshalb stieg Matze zunächst einen halben Meter ab, um die unterste Bandebene mit den Händen zu nehmen. Das erwies sich jedoch als zu tief, daher ging es nach 2-3 Metern wieder ein Stück nach oben. Im Nachstieg kletterten wir die richtige Linie direkt vom Stand nach rechts. Der Quergang ist nicht schwierig (V), jedoch extrem ausgesetzt. Einige rostige Haken dienen als moralische Sicherung. Im Vor- und Nachstieg definitiv ein besonderer Erlebniswert.

Nach dem Quergang landet man in der großen Ausstiegsschlucht. Diese war noch gut mit Altschnee gefüllt und wir mussten etwas improvisieren. Notgedrungen diente der Felshammer als Eispickel und zum Stufenschlagen. Nach dieser Seillänge fanden wir einen Stand an 2 Bohrhaken(!). Von hier an geht es Seilfrei im 2./3. Grad entlang der Rinne nach oben. Auch hier galt es noch mehrere Altschneefelder zu überwinden. Nach ca. 200hm erreichten wir den Nordgrat unweit des Gipfels.

Abgestiegen sind wir über den Nordgrat. Im unteren steilen Teil gibt es neuerdings auch 2 Bohrhaken. Beim 2. seilten wir uns 60 Meter bis zur Scharte ab. Dieser Akt der Feigheit wurde sofort bestraft, ein großer Stein zerschlug eines meiner Halbseile – nächstes Mal besser abklettern.

Kaum zu glauben, dass die Tour bereits 1914 erstbegangen wurde. Wirklich ein eindrucksvolles Gesamterlebnis, das ich nicht nur Bruchfetischisten und Lokalpatrioten weiterempfehlen kann.

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